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Was ist Gestalttherapie?

Die Gestalttherapie wurde in den fünfziger Jahren von dem Psychoanalytiker Fritz Perls und seiner Frau Laura entwickelt. Gestalttherapie ist ein ganzheitliches Therapieverfahren in der Tradition der humanistischen Psychologie, das davon ausgeht, dass unser Denken, Fühlen, Wahrnehmen, Handeln und unser körperliches Empfinden eine Einheit bilden. Es betont den kreativen Umgang des Menschen mit sich und seiner Umwelt. Im Kontakt mit dem jeweils Anderen und Neuen ereignet sich Entwicklung, Wachstum, Heilung und Sinnfindung. Auf dieser Basis wird Veränderung in Gang gesetzt.

Das Konzept des Gewahrseins

Im Mittelpunkt der gestalttherapeutischen Methode steht die Entwicklung und Verfeinerung des Gewahrseins aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen des Klienten. Der Klient soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine Kontaktstörungen als solche zu erkennen und zu erleben, die ihn daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten. Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und der Wahrnehmung der selben soll es dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörungen zu überwinden.

Bewusstheit bzw. Gewahrsein kann sowohl eine absichtslose, aktive innere Haltung der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit, als auch eine mehr gerichtete Form der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit bezeichnen, und sich auf alle Phänomene der Wahrnehmung und des Erlebens richten. Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie, das Prinzip des Hier-und-Jetzt: Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der entscheidende „Ort“ betrachtet, wo Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel: z. B. als Erinnerung oder als Planung. Methodisch geschieht die Förderung des Gewahrseins u. a. durch die direkte Rückmeldung des Therapeuten oder durch den Einsatz von Übungen, oder von Experimenten, die aus der konkreten Therapiesituation heraus entwickelt werden.

In unserem Leben, sei es in der Kindheit oder auch später im Erwachsenenalter, gab es immer wieder Situationen, in denen wir uns nicht wehren oder abgrenzen konnten. Oft blieb ein Ohnmacht– oder Schamgefühl. Noch heute können wir den Druck im Körper spüren, wenn dieses alte Erlebnis wachgerufen wird. Dieser "Weckruf "ist wichtig, damit wir uns wieder ganz fühlen. In der Gestalttherapie wird diese „unerledigte Gestalt“ (Situation) u.a. durch Rollenspiele wiederbelebt mit dem Ziel, das körperliche, seelisch-geistige und soziale Bewusstsein ins Gleichgewicht zu bringen.

Wenn wir eine neue Sichtweise der Lebenssituationen zulassen und diese erkennen können, reguliert sich das persönliche Umfeld automatisch. Wir strahlen positive Energien aus, diese werden uns dann im Leben zurück gegeben.

Was ist integrative Gestalttherapie?

In der integrativen Gestalttherapie bekommt vor allem das „mütterliche Prinzip“ zusätzlich einen hohen Stellenwert: Zuwendung, Gewährung, Tragen, Schutz, Nachnähren, Mitgefühl.

Dies ist eine Therapie, die sich auf Ganzheit von Körper, Kreativität, Bewegung, Visualisierung und Spiritualität bezieht.

Es ist wichtig, dass die unangenehmen Verhaltensweisen und Blockaden nicht als Störenfriede gesehen werden, sondern hier auch ein kreatives Überlebenspotenzial entwickelt wurde. Dies geschah meist bereits in der Kindheit und sollte immer liebevoll betrachtet werden. Während der Therapie wird bewusst gemacht, wie und in welchen Situationen Blockaden entstehen, aber auch, wie nützlich eine Blockade war. Gefühle wurden abgeschottet, da diese zutiefst als schmerzlich empfunden wurden. Erst wenn vom Intellekt diese Erkenntnisse in die Gefühlsebene gelangt sind, dann gilt es zu üben, um die alten Muster wiederum liebevoll und langsam abzulegen. Neue Möglichkeiten, sich auszudrücken und sich mit der Außenwelt auseinander zu setzen, werden offenbar.

Fritz Perls hat seinerzeit folgende Aussagen gemacht, die ich auch sehr schätze:

"Es ist ist eine eigentümliche Polarität in unserer Welt: Zuhören oder Kämpfen. Menschen, die zuhören, kämpfen nicht, und Menschen, die kämpfen, hören nicht zu. Wenn in unserer Gesellschaft die kriegführenden Parteien - Ehepartner, Firmen - ihre Ohren aufsperren und ihren Gegnern zuhören könnten, so würde die Feindschaft in unserer Umwelt und zwischen den Völkern stark abnehmen. An die Stelle des "Ich sag dir, was dir fehlt" trete ein "Ich höre mir an, was du willst", und der vernünftigen Diskussion wäre der Weg bereitet. Dies gilt für unsere inneren Konflikte ebenso wie für die Weltlage im allgemeinen.

Wie aber können wir der Welt die Ohren und Augen öffnen? Ich betrachte meine Arbeit als einen kleinen Beitrag zu diesem Problem, in dem die Möglichkeit stecken könnte, dass die Menschheit am Leben bleibt."

F.S. Perls, August 1969, Cowichan Lodge, B.C.

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